Dr. Schwind & Koll.

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Frühgeburt

Zusammenfassung
Von einer Frühgeburt spricht man bei vorzeitiger Entbindung in der 24.-37. Schwangerschaftswoche. Das Geburtsgewicht liegt dabei definitionsgemäß zwischen 500 und 2500 Gramm. Die Frühgeburtenhäufigkeit liegt in Deutschland bei 5-8% aller Geburten. Zu den Risikofaktoren gehören Zigarettenrauchen, vorausgegangene Frühgeburten, Mehrlingsschwangerschaften, mütterliche
Erkrankungen wie Diabetes mellitus und Fehlbildungen der Gebärmutter. Die Symptome sind vorzeitig einsetzende Wehentätigkeit und/oder ein Blasensprung. In jedem Fall sind bei einer drohenden Frühgeburt Überwachung  und Behandlung im Krankenhaus notwendig. Bettruhe, wehenhemmende Medikamente sowie Kortison zur Lungenreifung des Kindes oder auch die Durchführung der Geburt sind mögliche therapeutische Maßnahmen. Die Folgen einer Frühgeburt sind Anpassungsstörungen an das Leben außerhalb des Mutterleibes, eventuelle bleibende Schäden insbesondere des Gehirns und - im schlimmsten Fall - der Tod des Kindes.

Allgemeines
Von einer Frühgeburt spricht man bei der vorzeitigen Entbindung eines lebenden Kindes. Noch bis vor einigen Jahren bedeutete vorzeitig, dass die Schwangerschaftsdauer zwischen 28 und 37 Wochen betrug und das Geburtsgewicht zwischen 1000 und 2500 g lag.

Die aktuelle Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) legt fest, dass bereits ein Kind, das nach der 24. Schwangerschaftswoche geboren wird, mehr als 500 g wiegt und Lebenszeichen, wie Herzschlag, Atmung oder Nabelschnurpulsationen zeigt, eine Frühgeburt ist. Die Obergrenzen wurden beibehalten (2500 g, 37. Woche). Wird andererseits ein Kind vor der 28. Schwangerschaftswoche mit einem Gewicht unter 1000 g tot geboren, bezeichnet man dies als Abort .


Die aktuelle Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) legt fest, dass bereits ein Kind, das nach der 24. Schwangerschaftswoche geboren wird, mehr als 500 g wiegt und Lebenszeichen, wie Herzschlag, Atmung oder Nabelschnurpulsationen zeigt, eine Frühgeburt ist. Die Obergrenzen wurden beibehalten (2500 g, 37. Woche). Wird andererseits ein Kind vor der 28. Schwangerschaftswoche mit einem Gewicht unter 1000 g tot geboren, bezeichnet man dies als Abort .


Zeichen einer drohenden Frühgeburt


Das charakteristische Zeichen der drohenden Frühgeburt ist das vorzeitige Einsetzen der Wehentätigkeit . Frauen berichten in diesem Zusammenhang häufig über ein Ziehen im Kreuz. Meist kommt es zusätzlich zum vorzeitigen Blasensprung , was mit einem erhöhten Risiko aufsteigender Infektionen verbunden ist. Bei der vaginalen Untersuchung zeigt sich eine Eröffnung des Muttermundes, die auf eine Zervixinsuffizienz zurückzuführen ist. Unter einer Zervixinsuffizienz versteht man die Eröffnung und/oder die Verkürzung des Zervikalkanales ohne Wehentätigkeit.


Ursachen


Die Ursachen für eine Frühgeburt sind vielfältig und im Einzelfall nicht immer aufzuklären. Erkrankungen der Mutter und/oder des Kindes können genauso wie Veränderungen der Gebärmutter oder der Plazenta oder ungünstige äußere Einflüsse eine Frühgeburt herbeiführen. Es gilt, mögliche Gefährdungen so früh wie möglich im Schwangerschaftsverlauf zu erkennen, um eine drohende Frühgeburt zu verhindern. Dies ist insbesondere Aufgabe der Schwangerenvorsorge. Im folgenden sollen einige mögliche Ursachen dargestellt werden:


1. mütterliche Erkrankungen
Eine besondere Gefährdung für Frühgeburten besteht bei Frauen mit Diabetes mellitus. Diese Patientinnen bedürfen während der gesamten Dauer der Schwangerschaft zusätzlich zur gynäkologischen einer intensiven internistischen Betreuung.Infektionskrankheiten, die während der Schwangerschaft auftreten, können ebenfalls der Auslöser für eine Frühgeburt sein. Des weiteren sind Frauen mit Gestosen in hohen Maße durch Frühgeburten gefährdet. Unter dem Begriff Gestosen sind verschiedene Krankheitsbilder zusammengefasst, die entweder durch die Schwangerschaft hervorgerufen oder verstärkt werden, z.B. Bluthochdruck oder Krampfanfälle.


2. uterine Ursachen
Fehlbildungen der Gebärmutter, wie z.B. Abweichungen von der normalen Form und Größe, können ihrerseits eine Frühgeburt herbeiführen. Myome, das sind gutartige Tumore der Gebärmutter, können unter dem Einfluss von Schwangerschaftshormonen an Größe zu nehmen und so ebenfalls eine Frühgeburt provozieren. Eine Schwäche des Gebärmutterhalses, d.h. eineZervixinsuffizienz, kann gleichfall der Grund für eine vorzeitige Geburt sein.


3. fetale Ursachen
Bei Mehrlingsschwangerschaften besteht immer die Gefahr einer Frühgeburt. Diese ist umso größer, je mehr Kinder sich den Platz teilen müssen. Bestehen bei den Kindern Fehlbildungen, ist das Risiko einer vorzeitigen Geburt ebenfalls erhöht.


4. Plazenta
Eine gut durchblutete und richtig liegende Plazenta ist die Voraussetzung für eine problemlose Schwangerschaft. Liegt die Plazenta falsch, wie z.B. vor dem inneren Muttermund (Plazenta praevia), besteht die Möglichkeit, eine Frühgeburt zu erleiden. Eine vorzeitige Lösung der richtig liegenden Plazenta bedingt ebenfalls eine Frühgeburt. Bei einer Abnahme der Funktion der Plazenta um mehr als ein Drittel, z.B. infolge von Durchblutungsstörungen, besteht immer die Gefahr einer vorzeitigen Geburt.


5. sozialer Status
Frauen die schwere körperliche Arbeit verrichten, schwer Tragen oder Heben müssen oder im Stehen arbeiten sind eher durch eine Frühgeburt gefährdet. In früheren Jahren wurde beobachtet, dass unverheiratete Frauen häufiger Frühgeburten haben als verheiratete.


6. Lebensgewohnheiten
Bestimmte Lebensgewohnheiten, wie starkes Rauchen und vermehrterAlkoholkonsum, werden ebenfalls mit einem erhöhten Risiko für vorzeitige Geburten in Verbindung gebracht. Auch ungewohnte klimatische Verhältnisse, z.B. bei Reisen oder Umzügen, können sich ihrerseits negativ auswirken.
Im Einzelfall ist die zugrunde liegende Ursache oft nicht zu klären. Vielmehr liegt häufig eine Kombination mehrerer Faktoren vor. Da das Risiko nach einer Frühgeburt bei einer späteren Schwangerschaft eine weitere Frühgeburt zu erleiden um immerhin bis zu 25% erhöht ist, sollte immer nach den auslösenden Faktoren gesucht werden.


Relevante Risiken für Frühgeburten

  • mehr als 15 Zigaretten pro Tag
  • vorausgegangene Frühgeburten
  • Alter der Mutter (jünger als 18 und älter als 35 Jahre)
  • 2 und mehr vorangegangene Aborte
  • Erstgebärende
  • 5 und mehr Geburten
  • ledige Mütter
  • Mütter in disharmonischen Ehen bzw. Beziehungen
  • niedriger Schulabschluss der Mutter (unter 8 Klassen)

Häufigkeit
Die Frühgeburtenhäufigkeit beträgt in Deutschland insgesamt 5-8% aller Geburten. Der Anteil der kleinen Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 1500g entsprechend der 32.SSW liegt bei insgesamt 1%, davon entfallen etwa ein Drittel auf die Gewichtsklasse von 500-999g. Obwohl die Frühgeburten also nur einen kleinen Teil aller Geburten ausmachen, sind sie doch für etwa drei Viertel der Säuglingssterblichkeit verantwortlich. Das Risiko ist natürlich umso höher, je geringer das Geburtsgewicht war.


Diagnose
Die Diagnose einer drohenden Frühgeburt ergibt sich, wenn die Wehen vorzeitig einsetzen bzw. die Fruchtblase vorzeitig springt oder die Untersuchung der Schwangeren eine Zervixinsuffizienz (s.o.) ergibt. Oft ergeben sich aus dem Gespräch mit der Schwangeren und der Untersuchung auch hinweise auf die auslösenden Faktoren.


Therapie
Jede Frau mit einer drohenden Frühgeburt sollte sofort in ein Krankenhaus eingewiesen werden. Dort besteht absolute Bettruhe , vorzugsweise in Seitenlage oder mit erhöhtem Becken auf einer "schiefen Ebene", um den Druck auf den Frankenhäuser'schen Plexus, das ist ein Nervengeflecht im Becken, zu reduzieren und damit die Wehen zu unterbrechen. Der Geburtshelfer muss sich durch die Untersuchung von Mutter und Kind vom Zustand "beider" Patienten überzeugen, da das weitere Handeln in erster Linie vom Zustand des Kindes abhängt. Ist das Kind nicht geschädigt, muss sofort alles getan werden, um die Schwangerschaft, je nach Schwangerschaftsalter und Zustand des Kindes, zu erhalten oder erfolgreich zu beenden.
Um die Schwangerschaft zu erhalten muss die Wehentätigkeit medikamentös, z.B. mit Beta-Adrenergica und Prostaglandin-Inhibitoren , gehemmt werden. Gleichzeitig sollte Magnesium gegeben werden. Diese Therapie wird als Infusion begonnen und kann, sobald sie Erfolg zeigt, oral fortgesetzt werden. Beta-Adrenergica hemmen die Kontraktionen der Gebärmutter, steigern das Herzzeitvolumen der Mutter und verbessern die Durchblutung von Gebärmutter und Plazenta. Als Nebenwirkungen können allerdings ein Unruhe- und Angstgefühl, eine Pulsbeschleunigung, Kopfschmerzen und Übelkeit auftreten. Außerdem sind Stoffwechselveränderungen, wie z.B. eine Blutzuckererhöhung, und Elektrolytveränderungen, wie eine Kaliumabnahme, möglich. Aus diesen Gründen dürfen Beta-Adrenergica nicht bei Frauen mit Hypokaliämie, Herzfehlern oder -erkrankungen oder schweren Schilddrüsenüberfunktionen angewandt werden. Prostaglandine sind körpereigene Substanzen, die unteranderem auch die Kontraktionen der Gebärmutter fördern. Prostaglandin-Inhibitoren hemmen die Bildung bzw. Wirkung dieser Substanzen und reduzieren damit ebenfalls die Wehentätigkeit. Zusätzlich sollten die Frauen beruhigende Medikamente, wie z.B. Valium, bekommen. In vielen Fällen empfiehlt sich die Gabe vonKortison zur Beschleunigung der Lungenreife beim Kind. Liegt eine Zervixinsuffizienz vor, kann mit einer Cerclage der Muttermund mechanisch verschlossen werden.
Ist das Kind bereits soweit entwickelt, dass es gute Überlebenschancen hat, kann die Geburt auch beendet werden. Dies sollte immer unter ärztlicher Leitung erfolgen. Da Frühgeborene gegenüber Druckeinwirkungen sehr empfindlich sind, sollte trotz der Kleinheit des Kindes eine ausgiebige Episiotomie erfolgen oder aber eine Spezialzange verwendet werden. Eine Vakuumextraktion ist nicht anzuwenden. Das Kind ist nach der Geburt unverzüglich in ein Frühgeborenen-Zentrum zu verlegen. Dort ist u.a. die Unterbringung in einem Inkubator (Brutkasten) gewährleistet.Inkubator (Brutkasten) nebst Waage, diversen Infusionslösungen und Equipment.


Komplikationen
Die wohl am schwersten wiegende Komplikation ist der Verlust des Kindes. Störungen der Anpassung des Kindes an das Leben außerhalb des Mutterleibes, z.B. Atmung, Wärmeregulation, Herzkreislauffunktion, müssen in Frühgeborenen-Zentren behandelt werden. Schädigungen des Kindes werden oft erst zu einem späteren Zeitpunkt sichtbar.


Impfungen
Eine Impfung, auch eines Erwachsenen ist- wie praktisch jeder medizinische Eingriff- stets mit einem gewissen Restrisiko verbunden. Dieses Restrisiko ist bei den allermeisten Impfungen jedoch extrem gering. Von den Fachärzten sowie der Deutschen Impfkommission wird die Impfung eines Neugeborenen nach dem 60. Lebenstag empfohlen. Diese Empfehlung gilt auch für Frühgeborene (Frühchen). Ein Frühchen, das z.B. im 7. Monat zur Welt kommt, sollte seine Impfung 2 Monate danach,also dem Zeitpunkt seiner "regulären" Geburt, erhalten. Empfohlen ist die Fünffachimpfung sowie eine Impfung gegen Hepatitis A und B.


Prognosen
Die Prognose des Kindes hängt von der Schwangerschaftsdauer, dem Geburtsverlauf und eventuellen Komplikationen ab. Hier können sich insbesondere Hirnblutungen auf die spätere Entwicklung negativ auswirken. Insgesamt muss festgehalten werden, dass jede Frühgeburt mit einem erhöhten Risiko für das Kind verbunden ist.




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