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Osteoporose


Was ist Osteoporose?


Die Osteoporose wird im Volksmund als Knochenschwund bezeichnet. Es handelt sich um eine Stoffwechselerkrankung der Knochen, bei der das Verhältnis von Knochenaufbau und Knochenabbau gestört ist. In Deutschland leiden etwa 5 bis 7 Millionen Menschen an Osteoporose. Normalerweise wird das Skelett zeitlebens umgebaut: Während der Wachstumsphase in der Pubertät und bis etwa zum 35. Lebensjahr überwiegt die Knochenneubildung. Zu diesem Zeitpunkt ist die größte Knochendichte erreicht. Danach überwiegt der Knochenabbau. Der Verlust beträgt pro Jahr normalerweise zwischen 0,5 und 1%. Bei Osteoporose-Kranken liegt er höher, im schweren Fällen sogar bei bis zu 6% Knochenmasseverlust pro Jahr.


Der Knochen erhält seine Stabilität durch eingelagerte Kalzium- und Phosphatverbindungen. Gleichzeitig enthalten Knochen sowohl Knochenaufbau-, als auch Knochenabbauzellen, die durch verschiedene Hormone gesteuert werden, und für den lebenslangen Umbau des Knochengewebes verantwortlich sind. Vitamin D und das Schilddrüsenhormon Kalzitonin veranlassen den Knochen dazu, Kalzium einzulagern. Das Parathormon aus der Nebenschilddrüse dagegen löst es aus den Knochen heraus. Die Bildung dieser Hormone wird wiederum durch die Geschlechtshormone Östrogen und Testosteron, aber auch andere Faktoren, beeinflusst.


Die Betroffenen leiden unter chronischen Schmerzen, vermehrten Knochenbrüchen und erzwungener Bewegungsarmut, die in fortgeschrittenem Stadium mit einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität einhergehen kann. Mit dem Alter steigt die Gefahr, durch osteoporosebedingte Knochenbrüche pflegebedürftig zu werden. In Deutschland leidet jede dritte Frau nach den Wechseljahren und jeder fünfte Mann an Osteoporose. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Osteoporose zu einer der zehn wichtigsten Volkskrankheiten erklärt. Da die Krankheit jedoch über lange Zeit unbemerkt bleiben kann, wird sie nur bei etwa bei einem Viertel der Betroffenen rechtzeitig erkannt und behandelt.


Vom Knochenschwund sind vermehrt Menschen ab dem 40. Lebensjahr betroffen. Die Krankheit kann sich aber auch bereits in jüngeren Jahren bemerkbar machen. Mediziner unterscheiden zwei Formen der Osteoporose: die primäre Form, die nach den Wechseljahren(postklimakterische Osteoporose) oder im Alter auftritt (Altersosteoporose) und die sekundäre Form, die eine Folge von Erkrankungen wie Diabetes, einer Schilddrüsenüberfunktion oder Rheuma darstellt.


Ursachen


Östrogenmangel

Bei der Osteoporose können verschiedene Mechanismen dafür verantwortlich sein, dass der Knochenstoffwechsel grundlegend gestört ist. Die häufigste Ursache ist der Östrogenmangel bei Frauen nach denWechseljahren. Er führt zu einem gesteigerten Knochenstoffwechsel, einem Ungleichgewicht zwischen Knochen abbauenden (Osteoklasten) und Knochen aufbauenden Zellen (Osteoblasten) zu Gunsten der Ersteren, und so zu einer Abnahme der Knochensubstanz.
Der Zusammenhang zwischen dem Östrogenspiegel im Körper und dem Knochenstoffwechsel macht sich auch nach einer Schwangerschaftbemerkbar. Während einer Stillperiode gibt die Mutter mit der Milch täglich etwa 500 mg Kalzium an ihr Kind ab. Wird dies nicht durch eine verstärkte Kalziumeinlagerung kompensiert, kann eine Osteoporose entstehen. Daher sollte bereits während der Schwangerschaft auf eine vermehrte Einnahme von Kalzium und Vitamin D geachtet werden.


Weitere hormonelle Ursachen

Daneben können hormonelle Erkrankungen den Knochenstoffwechsel negativ beeinflussen. Dazu gehören etwa eine Schilddrüsenüberfunktion, ein Wachstumshormonmangel oder ein Mangel an Sexualhormonen in der Pubertät oder im Alter. Zudem beeinflussen einige chronische Erkrankungen die Aufnahme oder Abgabe von Kalzium in den Knochen. Eine Nierenschwäche, Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse oder des Darms (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), Magersucht oder eine Milchzuckerunverträglichkeit zählen deshalb zu den Risikofaktoren für die Entstehung einer Osteoporose. Auch Gelenkerkrankungen wie Rheuma oder Morbus Bechterew können zu Knochenschäden führen.


Risikofaktoren


Ernährung
Die Kalziumeinlagerung in den Knochen kann durch eine zu geringe Kalziumaufnahme mit der Nahrung gestört sein. Die Ernährung stellt deshalb einen entscheidenden Risikofaktor dar. Übermäßige Diäten, überhöhter Kaffeegenuss, Alkohol, Nikotin, der Missbrauch von Abführmitteln und zuviel Phospat (z. B. enthalten in Wurst und Softdrinks) in der Nahrung führen zur Mangelversorgung mit Kalzium und Vitamin D. Wird mit der Nahrung zu wenig Kalzium aufgenommen, um für alle wichtigen Funktionen (Knochen, Nerven und Muskelzellen) genügend Ressourcen zur Verfügung zu stellen, werden die Kalziumspeicher im Knochen angezapft. Untergewichtige Frauen sind deshalb, ebenso wie Hochleistungssportler mit strengem Diätplan und geringem Körperfettanteil, einem erhöhten Osteoporose-Risiko ausgesetzt. Da Östrogen zum Teil in den Fettzellen produziert wird, besteht bei Untergewicht ein Östrogenmangel, der zu vermehrten Knochenbrüchen führt.


Für die Einlagerung von Kalzium in den Knochen ist Vitamin D von großer Bedeutung. Dieses Vitamin kann durch die Nahrung aufgenommen werden. Außerdem ist der Körper in der Lage, bei Sonneneinstrahlung auf die Haut, Vitamin D selbst zu bilden. 15 Minuten Sonne täglich auf Gesicht und Hände reichen bereits aus, um die nötige Menge an Vitamin D zu produzieren. Menschen, die sich selten draußen bewegen, oder sich nur im Schatten aufhalten, können deswegen unter einem Vitamin D-Mangel leiden. Ohne Vitamin D wird ein Großteil des in der Nahrung enthaltenen Kalziums wieder ausgeschieden.


Mangelnde körperliche Aktivität
Im Alter stellt fehlende körperliche Aktivität den größten Risikofaktor für einen übermäßigen Knochenabbau dar. Er kommt auch dann zum Tragen, wenn jüngere Patienten nach einer Operation oder durch eine Krankheit eine mehrwöchige Bettruhe einhalten müssen. Bereits nach Wochen verlieren sie einen beträchtlichen Teil ihrer Knochenmasse, die nur langsam wieder aufgebaut wird. Ein Gipsverband am Unterarm kann nach drei Wochen zu einem Verlust von 6% der Knochensubstanz im Arm führen. Daher sind nach einer längerer Bettlägerigkeit gezielte Bewegungsübungen hilfreich, um den Knochenaufbau zu stimulieren.


Alkohol, Nikotin & Koffein
Alkohol in größeren Mengen, Nikotin und Koffein können dem Knochen Substanz rauben. Außerdem kann Nikotin bei Frauen den Beginn derWechseljahre beschleunigen. Damit hört die körpereigene Östrogenproduktion früher aus und der nachteilige Effekt auf den Knochen setzt früher ein. Wird gegen die Wechseljahresbeschwerden eineHormonersatztherapie angewendet, verringert Rauchen deren positive Wirkung auf die Knochen. Nach dem Genuss von Koffein steigt die Menge an Kalzium, das über den Urin ausgeschieden wird, an. Es steht somit dem Knochenstoffwechsel nicht mehr zur Verfügung.


Medikamente
Ältere Menschen müssen in höherem Maße Medikamente zu sich nehmen, die den Knochenabbau begünstigen können. Dazu zählen vor allem das Kortison oder seine Derivate und das Heparin. Kortison ist ein Gegenspieler der Geschlechtshormone und wirkt sich daher ähnlich aus, wie ein Östrogenmangel.


Genetische Faktoren
Neben den beeinflussbaren Risikofaktoren wie Ernährung und Bewegung wird vermutet, dass ein Teil der Osteoporose-Erkrankungen genetische Ursachen hat. Ein gehäuftes Auftreten von Osteoporose innerhalb einer Familie deutet auf ein erhöhtes Erkrankungsrisiko hin, vor allem wenn zusätzlich weitere Risikofaktoren vorliegen.


Risikogruppen


Frauen
Frauen leiden häufiger an Osteoporose als Männer. Nach den Wechseljahren ist mehr als ein Drittel aller Frauen von der Krankheit betroffen. Dabei kommt es im Durchschnitt etwa zehn Jahre nach eingestellter Hormonproduktion zum ersten Knochenbruch, vor allem im Bereich der Wirbelkörper. Bei Männern steigt das Knochenbruchrisiko erst nach dem 75. Lebensjahr deutlich an und liegt dann über 30%.
Hellhäutige, große, schlanke Frauen scheinen im Alter häufiger zu erkranken, als andere Typen. Möglicherweise liegen bestimmte genetische Anlagen bei diesen Frauen vor, die das Auftreten einer Osteoporose begünstigen.


Ältere Menschen
Im Alter besteht sowohl bei Männern als auch bei Frauen auf Grund der stärkeren Fallneigung und des abnehmenden Schutzreflexes ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche. Da außerdem Weichteilgewebe verloren geht, nehmen Oberschenkelhalsbrüche dann deutlich zu. Bei Personen, die bereits einen Knochenbruch erlitten haben, verdoppelt sich das Risiko, einen erneuten Bruch zu erleiden.
Eine Sehstörung kann ebenso dafür verantwortlich sein, dass häufige Stürze erfolgen und die Knochen übermäßig starken Belastungen ausgesetzt sind. Daher sollte die Sehtüchtigkeit regelmäßig überprüft werden.


Erste Anzeichen


In jungem Alter
Erste Anzeichen für eine verminderte Knochendichte müssen sich nicht erst im höheren Alter bemerkbar machen. Bereits bei jungen Frauen und Sportlerinnen können sich Probleme mit den Knochen zeigen. Oftmals werden „schmerzende Knochen" als Knochenhautentzündung diagnostiziert. Manchmal stecken dahinter aber so genannte Überlastungsbrüche oder Stressfrakturen. Diese mikroskopisch kleinen Verletzungen der Knochensubstanz können durch übermäßige Belastung, z. B. beim Sport auftreten. Eine weitere Ursache kann aber auch eine verminderte Knochendichte sein. Frauen, bei denen solche Beschwerden nicht nach einer angemessenen Zeit von mehreren Monaten verschwinden, sollten sich einer Untersuchung unterziehen, in der beispielsweise die Knochendichte gemessen und verschiedene Blutparameter (z. B. Hormonwerte) bestimmt werden.


In höherem Alter
Der Abbau der Knochensubstanz verläuft bei der Osteoporose oft schleichend, so dass die Symptome nicht rechtzeitig wahrgenommen werden. Zu Beginn der Erkrankung treten gelegentlich Rückenschmerzen auf. Diese werden aber meist nicht mit einer Osteoporose in Verbindung gebracht, sondern als „Hexenschuss" oder „Ischias" fehlgedeutet. Viele Betroffene gehen damit nicht zum Arzt, so dass die Osteoporose immer weiter fortschreitet und eine Behandlung zunehmend erschwert wird.


Die deutlichsten Anzeichen einer Osteoporose sind Schmerzen und Knochenbrüche nach harmlosen Anlässen. Dazu zählen vor allem Wirbelkörper- und Oberschenkelhalsbrüche. Ein Wirbelkörpereinbruch verursacht nicht unbedingt starke Schmerzen und kann so über Jahre unerkannt bleiben. Doch jeder Knochenbruch führt zu einer merklichen Verkürzung der Wirbelsäule um bis zu 5cm. Außerdem steigt mit jedem Knochenbruch das statistische Risiko weiterer Brüche um das vier- bis fünffache an.


Auf Grund der Schmerzen nehmen viele Patienten eine Schonhaltung ein, die zu dauerhaften Veränderungen der Körpergestalt führen kann. Dazu gehört die Ausbildung eines Rundrückens, dem so genannten „Witwenbuckel", der eine Größenabnahme von mehreren Zentimetern mit sich bringen kann. Die Schonhaltung kann wiederum den Auslöser für andere Schmerzen, etwa im Kniebereich, darstellen.


Krankheitsbild


Schmerzen
Die Osteoporose kann mehrere Jahre unentdeckt bleiben. Meist wird sie erst durch das Auftreten von Knochenbrüchen, Verformungen oder starken Schmerzen bei bestimmten Bewegungen diagnostiziert. Typisch für die Osteoporose ist ein schlagartig einsetzender Rückenschmerz bei einem Wirbelkörperbruch, der in einen chronischen Schmerz übergehen kann. Dieser Schmerz kann zu Schlaflosigkeit, Reizbarkeit, Angst oder Depressionen führen. Mit dem Fortschreiten der Krankheit kommt es zu Muskelverspannungen, weiteren Knochenbrüchen und Haltungsschäden. Bleibt die Osteoporose unbehandelt, kann die Krankheit bis zur Arbeitsunfähigkeit (Invalidität) führen.


Verringerung der Körpergröße
Am häufigsten treten Brüche der Wirbelkörperknochen auf. Diese können zu Fehlstellungen und dauerhaften Veränderungen des Skeletts führen. Dazu zählt eine Größenabnahme von bis zu 20 Zentimetern. Durch eine solche Rumpfverkürzung kann es zu schmerzhaften Berührungen von unterem Rippenbogen und Beckenkamm kommen. Auch im Bereich der Halswirbelsäule treten Brüche auf, die zu einer gekrümmten Kopfhaltung führen können.


Witwenbuckel
Das typischste Anzeichen einer veränderten Körperhaltung ist der so genannte Rundrücken oder Witwenbuckel. Auf Grund von starken Rückenschmerzen nehmen die Betroffenen eine Schonhaltung ein, bei der sich die Wirbelsäule im Brustbereich verstärkt nach hinten und im Lendenbereich nach vorne krümmt. Gleichzeitig wird der Bauch nach vorne geschoben und auf dem Rücken bilden sich charakteristische Hautfalten aus, die als „Tannenbaumphänomen" bezeichnet werden. Auf Grund der Verlagerung des Körperschwerpunktes nach vorne, wird der Gang unsicher und kleinschrittig. Die Fehlbelastung kann eine Arthrose der Kniegelenke zur Folge haben.


Durch die Veränderung der Körpergestalt entstehen neue Belastungen der Muskelfasern. Muskelverhärtungen, die häufig im Rückenbereich sichtbar werden und starke Schmerzen verursachen, können die Folge sein. Langfristig kommt es durch die Fehlbelastung zu Muskelverkürzungen, welche die falsche Haltung weiter begünstigen. Die Abnahme der Körpergröße und die Verkrümmung der Wirbelsäule führen außerdem zu einer Verkleinerung des Brustraums, aus der eine gestörte Atemfunktion resultieren kann.


Zahnausfall
Da die Osteoporose das gesamte Skelett betrifft, sind auch die verknöcherten Wurzelhöhlen der Zähne von der Erkrankung betroffen. Patienten mit einer stoffwechselbedingten Erkrankung der Knochen klagen deshalb häufig über Zahnausfall oder Lockerung der Zähne. Daneben kann eine dünne Haut ein weiteres Symptom darstellen.


Bewegungseinschränkung
Vor allem alte Menschen sind durch Knochenbrüche stark gefährdet - je nachdem, welcher Knochen betroffen ist, kann eine Bewegungsunfähigkeit der Beine oder des Oberkörpers die Folge sein. Eine Immobilisierung führt zu einem Teufelskreis, da sie das Voranschreiten der Osteoporose noch weiter beschleunigt.


Untersuchungsmethoden


Anamnese
Häufig wird eine Osteoporose erst in einem späten Stadium diagnostiziert - entweder wenn bereits chronische Rückenschmerzen vorliegen, oder wenn der erste schwere Knochenbruch erfolgt ist. Die Diagnose beginnt zunächst mit der Erhebung der Krankheitsgeschichte (Anamnese). Dabei befragt der Arzt den Patienten zu vorhandenen Beschwerden, bestehenden Schmerzen und vorliegenden Risikofaktoren. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören vorangegangene Knochenbrüche (insbesondere nach dem 50. Lebensjahr), eine bekannte Osteoporose innerhalb der Familie, bestehende hormonelle Erkrankungen (z. B. Schilddrüsenüberfunktion, Darmkrankheiten u.a.), die regelmäßige Einnahme von Medikamenten (v.a. Kortison) sowie bei Frauen eine spät eingesetzte Regelblutung oder ein früher Beginn der Wechseljahre.
Neben diesen Anhaltspunkten wird das äußere Erscheinungsbild beurteilt. Die Beweglichkeit des Patienten kann erste Hinweise auf eine Osteoporose liefern. Deutlicher macht sich ein Größenverlust von mehreren Zentimetern bemerkbar. Außerdem kann eine Messung des Abstandes zwischen Becken- und Rippenbogen Aufschlüsse liefern. Erst wenn sich der Verdacht auf eine Osteoporose erhärtet, werden bildgebende Verfahren eingesetzt.


Knochendichtemessung
Ein zentraler Bestandteil der bildgebenden Verfahren ist die Knochendichtemessung. Für diese Messung stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung. Üblicherweise wird ein T-Wert angegeben, der den gemessenen Wert mit einem Mittelwert gesunder Erwachsener in Beziehung setzt. Je niedriger der T-Wert, desto höher ist das Knochenbruchrisiko eines Patienten. Liegt der T-Wert zwei Standardabweichungen unter dem Referenzwert gesunder Erwachsener, spricht man von Osteopenie. Liegt der T-Wert mehr als 2,5 Standardabweichungen unterhalt der Referenz spricht man von Osteoporose.


DXA / DEXA
Das am weitesten verbreitete Verfahren zur Knochendichtemessung ist die Dual-Röntgen-Absorptiometrie (engl. Dual energy x-ray absorptiometry = DXA oder DEXA), bei der zwei Energiestrahlen unterschiedlicher Intensität durch den Körper geschickt werden. Aus der absorbierten Strahlenmenge kann der Mineralgehalt des Knochens errechnet werden. Gemessen wird an der Lendenwirbelsäule und am Oberschenkelhals - die Stellen, an denen am häufigsten Knochenbrüche auftreten. Die Untersuchung dauert nur wenige Minuten, hat eine hohe Präzision und bringt für den Patienten nur eine geringe Strahlenbelastung mit sich. Sie wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Standardmethode empfohlen.


QCT & Ultraschall
Daneben werden die quantitative Computertomografie (QCT) und die Ultraschallmessung (QUS) verwendet. Die computertomografische Untersuchung ist präziser als die DXA, weist jedoch eine höhere Strahlenbelastung auf. Dagegen ist die Ultraschallmessung  einfach anzuwenden und es kommt nicht zu einer Strahlenbelastung. Mit ihrer Hilfe lässt sich jedoch keine eigentliche Dichtemessung vornehmen, sondern nur ein statistisches Knochenbruchrisiko bestimmen. Im Bereich der Wirbelsäule und der Hüfte kann diese Methode die DXA-Messung nicht ersetzen.


Knochenbiopsie
Falls diese Untersuchungen keine eindeutigen Ergebnisse liefern, kann eine Knochenbiopsie vorgenommen werden. Dabei wird eine Knochenprobe am Beckenkamm oder im unteren Wirbelsäulenbereich entnommen. Diese Untersuchungsmethode wird nur bei schweren Formen der Osteoporose, bei Verdacht auf bösartige Tumore, einer Knochenerweichung (Osteomalazie) oder seltenen Erkrankungen durchgeführt.


Therapie

 

Auf Grund der verschiedenen Messmethoden und individuellen Unterschieden im Alter, dem Knochenstoffwechsel und der Lebensweise, ist die exakte Diagnose einer Osteoporose mit Schwierigkeiten verbunden. Für die Behandlung ist es vor allem ausschlaggebend, die verschiedenen Formen (z. B. Altersosteoporose, postmenopausale u. a.) zu unterscheiden. Der Schweregrad der Osteoporose und ihre Behandlung richtet sich nach dem Alter des Patienten, dem Stoffwechselverhalten des Knochens oder weiteren Erkrankungen.


Grundsätzlich ist eine Osteoporose bis heute nicht vollständig heilbar - lediglich ihr Fortschreiten kann durch eine Behandlung verzögert werden. Allerdings kann bereits ein verzögerter Knochenabbau eine deutliche Verbesserung des Krankheitsbildes bewirken. Die Behandlung richtet sich damit immer nach der individuellen Situation des Patienten. Besteht bereits ein Wirbelkörperbruch, kann dessen Versorgung und die Schmerzlinderung im Vordergrund stehen, während in einem früheren Stadium eine Beeinflussung des Knochenstoffwechsels das Hauptziel darstellen kann.


Eine Osteoporosebehandlung kann aus folgenden Komponenten bestehen:


  • Basistherapie mit Vitamin D und Kalzium
  • medikamentöse Therapie
  • Hormonersatztherapie nach Eintreten der Wechseljahre
  • Schmerztherapie
  • Bewegungstherapie
  • Sturzprophylaxe
  • knochenbewusste Ernährung

Basistherapie mit Kalzium und Vitamin D
Für eine Stärkung des Knochenaufbaus stellt die medikamentöse Zufuhr von Kalzium und Vitamin D die Basistherapie dar. Vitamin D fördert die Aufnahme von Kalzium ins Blut und seinen Einbau in den Knochen. Da der Einbau nur bei einer ausreichenden Kalziummenge erfolgen kann, werden Vitamin D und Kalzium in der Regel in Form von Tabletten, Brausetabletten oder Pulver zusammen eingenommen. Dabei sollte die Zufuhr von Vitamin D über ein Jahr 1000 IE (Internationale Einheiten) und diejenige von Kalzium 1000 mg entsprechen.


Medikamentöse Therapie
Es werden zwei Gruppen von Medikamenten unterschieden: solche, die eine erhöhte Knochenabbaurate bremsen (Antiresorptiva) und solche, die den Muskel- und Knochenaufbau stimulieren (Anabolika). Zu den Antiresorptiva zählen Bisphosphonate (z. B. Alendronat, Risedronat, Eidronat), Kalzitonin, Östrogene (weibliche Geschlechtshormone), selektive Östrogen-Rezeptor-Modulatoren (SERM) und aktivierte Formen von Vitamin-D (Vitamin-D-Metabolite). Antiresorptiva können einer stark erhöhten Knochenabbaurate entgegenwirken.


Bisphosphonate können bei allen Formen der Osteoporose eingesetzt werden und haben auch bei langjähriger Anwendung keinen negativen Einfluss auf die Knochenqualität - bei den neueren Präparaten treten keine Mineralisationsstörungen mehr auf. Zudem haben sie geringe Nebenwirkungen, sollten jedoch nicht in der Schwangerschaft oder Stillzeit eingenommen werden.


Kalzitonin wird entweder unter die Haut gespritzt oder über ein Nasenspray aufgenommen. Seine starken Nebenwirkungen wie Hitzegefühl bis hin zu Erbrechen schränken eine Anwendung über einen längeren Zeitraum deutlich ein. Es kann jedoch zur akuten Schmerzbehandlung zum Einsatz kommen.


SERMs sind Stoffe, die einige Wirkungen des Östrogens besitzen, jedoch nicht alle. Sie können den Knochenabbau verringern und vor allem das Risiko eines Wirbelkörperbruches senken.


Besteht das primäre Behandlungsziel in einem Aufbau von Knochensubstanz, kommen Fluoride, Testosteron (männliches Geschlechtshormon), Parathormon (Teriparatid) und Strontium zum Einsatz. An der Wirksamkeit der bis vor einigen Jahren verwendeten Fluoride bestehen heute erhebliche Zweifel. Die Gabe von Parathormon und Strontium stellen neuere Therapieansätze dar. Während Strontium sich noch in der Erprobung befindet, scheint der unter Einfluss des Parathormons neu gebildete Knochen alle Merkmale eines normalen Knochens zu besitzen. Das Parathormon muss unter die Haut injiziert werden.


Ob das Behandlungsziel erreicht wird oder nicht, kann sowohl mittels einer nachfolgenden Knochendichtemessung als auch mit einer Laboruntersuchung des Blutes oder des Urins festgestellt werden.


Hormonersatztherapie
Insbesondere die Östrogenersatztherapie bei Frauen ist eine Möglichkeit, wenn andere Therapieformen nicht angewandt werden können. Heute wird die Hormonersatztherapie bei Frauen in den Wechseljahren wieder als Standardbehandlung verordnet. Eine Alternative können pflanzliche Östrogenvarianten (Phytoöstrogene) darstellen, deren positive Wirkungen bisher jedoch nicht eindeutig bestätigt werden konnten und die in der erforderlichen hohen Dosis eine Reihe von Nebenwirkungen hervorrufen können.


Schmerztherapie
Bei Patienten mit bestehender Osteoporose steht oft zunächst eine Schmerztherapie im Vordergrund. Zu den am häufigsten verwendeten Schmerzmedikamenten gehören nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID), die jedoch bei längerer Einnahme Magen-Darm-Beschwerden verursachen können. Eine Alternative stellen COX-2-Hemmerdar, welche für Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen aber nicht geeignet sind.


Daneben können auch muskelentspannende Medikamente dazu beitragen, die durch Fehlstellungen hervorgerufenen Schmerzen zu lindern. Bei stärkeren Schmerzen können Opiate eingesetzt werden. Eine Alternative stellen physikalische Maßnahmen wie Massagen, Akupunktur, Kälte- oder Wärmebehandlungen dar. Auch Elektrotherapien und Hydrotherapien sind möglich.


Bewegungstherapie
Aktives Muskeltraining stärkt die Knochen und Muskulatur und trägt so zur Schmerzlinderung bei. Schon regelmäßiges Spazieren gehen fördert den Knochenaufbau und stimuliert die körpereigene Vitamin D-Produktion. Wichtiger als die Intensität der Übungen ist deren Regelmäßigkeit.


Zur Stärkung der Rücken- und der Bauchmuskulatur werden häufig krankengymnastische Behandlungen mit Entspannungs- und Atemübungen durchgeführt. Beugende Übungen der Wirbelsäule sollten vermieden werden, weil sie die betroffenen Wirbel zu stark belasten. Wenn es der Krankheitsverlauf erlaubt, kann die Krankengymnastik durch eine Sporttherapie abgelöst werden. Gymnastik, Schwimmen, Aqua-Jogging, Wandern oder Walking und Radfahren sind besonders geeignet. Aber auch ein leichtes Krafttraining unter fachmännischer Betreuung kann sinnvoll sein. Eine Sporttherapie sollte unter ärztlicher Anleitung durchgeführt werden.


Knochenbewusste Ernährung
Neben diesen Behandlungsansätzen gehört eine Ernährungsumstellung auf eine kalziumreiche Ernährung zur Basistherapie. Fisch, Milch und Milchprodukte sowie Eier und Kalziumsalze sind dafür geeignet. Die kalziumreiche Ernährung kann durch die Einnahme von Kalzium und Vitamin D in Form von Tabletten oder als lösliches Pulver unterstützt werden. Die Vitamin D-Einnahme muss mit der Kalziumgabe abgestimmt werden, damit es nicht zu einer Hyperkalzämie kommt.


Sturzprophylaxe
Bei einer bestehenden Osteoporose empfiehlt es sich, das eigene Sturzrisiko zu reduzieren. Dies kann zum einen durch eine gute Ausleuchtung von Zimmern und einer Beseitigung von Stolperfallen (z. B. Telefonkabel, rutschige Unterlagen) erfolgen, zum anderen durch das Tragen spezieller Kleidung. Handflächengroße Kunststoffschalen, die in die Unterhose eingenäht werden, bieten einen wirksamen Schutz bei Stürzen. Bereits bestehende Wirbelkörperbrüche können durch speziell angepasste Stützmieder (Orthesen) stabilisiert und entlastet werden.





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