Hormonelle Verhütung
Antibabypille
Vierzig Jahre nach ihrer Markteinführung rangiert die Antibabypille nach wie vor unangefochten auf Platz eins der Verhütungsmittelstatistik. Kein Wunder: Sie ist praktisch, sicher - und dank ständiger Innovationen und immer niedrigeren Dosierungen für die meisten Frauen gut verträglich. Dennoch greift die Pille entscheidend in den Hormonhaushalt ein und kann, vor allem in Kombination mit anderen Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck, Übergewicht oder Gefäßerkrankungen, die Gefahr von Thrombosen und Embolien, aber auch von Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen. Andererseits schützt die Pille nachweislich vor Risiken wie Eierstockkrebs, Krebs der Gebärmutterschleimhaut und Zysten in Eierstöcken und Brust.
Welche Pille für Sie geeignet ist, wird in einem Beratungsgespräch erarbeitet. Zur Auswahl stehen Ein- oder Mehrphasenpillen mit Östrogenen und Gestagenen in unterschiedlich hoher Dosierung, die so genannte Mikropille mit besonders niedrigen Hormonmengen und die aus reinem Gestagen hergestellte Minipille.
Nach unserer Erfahrung sind etwa 50 % der Pillenanwenderinnen dauerhaft mit der Pille zufrieden.
Leider ist die Dunkelziffer der Anwenderinnen, die ein oder mehrere Probleme mit der Pille haben sehr hoch. Hierzu dürfen wir den Artikel von Dr. Yael Adler in der FAZ vom 10.12.2017 zitieren:
Sagen Sie mal, Frau Doktor?
VON YAEl Adler
Wie belastend ist die Pille für den weiblichen Körper?
Verhütung ist ein weibliches Substantiv. Man könnte jetzt sagen, das ist nicht überraschend, denn erstens ist das Thema „nicht schwanger werden wollen“ tatsächlich weitgehend Frauensache. Und auch sonst ist das Thema Verhütung fest in weiblicher Hand. Oder besser im weiblichen Leib, deshalb sind Frauen ein interessanter Markt für die Verhütungsmittel-Industrie.
41 Prozent der Frauen in Deutschland, rund 18 Millionen, sind aktuell in ihrer fruchtbaren Phase. Nach Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung wenden rund drei Viertel der sexuell aktiven Bevölkerung Verhütungsmittel an. Das Verhütungsmittel der ersten Wahl ist die Pille (53 Prozent), gefolgt vom Kondom (37 Prozent). Bei den Frauen zwischen 30 und 39 wird die Spirale bedeutsam und wird von 10 Prozent genutzt, sie enthält in vielen Fällen ebenfalls Hormone wie die Pille. Die Sterilisationen von Mann oder Frau machen ebenfalls ein paar Prozent aus, aber erst wenn die Betroffenen die 40 Jahre überschritten haben. Die Sterilisation, also sich die Samenleiter abbinden zu lassen, ist psychisch für manchen Mann schwierig, da er dann nicht mehr „scharf schießen kann“, wie es mal ein Freund ausdrückte.
Und auch das ist typisch fürs Thema Verhütung: Die Männer klagen gleich, aber was die hormonelle Verhütung mit den Frauen macht, wird totgeschwiegen. Oft kein Wort über die körperlichen und vor allem psychischen Nebenwirkungen der Pilleneinnahme bei der Frau. Die hormonelle Verhütung ist ein Eingriff in die Biologie des weiblichen Körpers und des Gehirns, die reiflich abgewogen werden sollte.
Blutdruckerhöhung, Anstieg der Leberwerte, erhöhtes Risiko für Thrombose und Lungenembolie oder ein womöglich erhöhtes Risiko für Brustkrebs sind vielfach diskutierte und durchaus bekannte ernste Nebenwirkungen der hormonellen Verhütung. Scheidentrockenheit, Gewichtszunahme, Wassereinlagerungen, Kopfschmerzen, Pilz- und Blaseninfektionen, braune Flecken im Gesicht und Schmierblutungen sind ganz alltägliche Nebenwirkungen. Viele Hormonprodukte führen durch die enthaltenen künstlichen Gelbkörperhormone außerdem zu öliger Haut, großen Poren, Pickeln, Haarausfall und Damenbart – alles Beschwerden, die Frauen oft nicht mit den Hormonen in Verbindung bringen.
Wirklich sinnvoll kann eine Hormongabe sein, wenn damit gynäkologische Erkrankungen behandelt werden. Es gibt ein paar spezielle Pillen mit einem Gelbkörperhormon, das einen anti-männlichen Hormon-Effekt hat und Bartwuchs, Haarausfall oder manche Akneformen bessert. Auch bei gynäkologischen Erkrankungen wie Zysten in den Eierstöcken oder Endometriose ist die Pille als Medikament wirksam.
Die Pille wird seitens der Pharmaindustrie in hübschen Verpackungen mit Blumen und geschwungenen femininen Deko-Linien präsentiert. Dabei handelt es sich jedoch de facto um ein Arzneimittel, das man in einen gesunden Körper einwirft, fast so, als wären es Bonbons.
Viele junge Frauen nutzen die Pille schon mit 14 Jahren. Es soll ihnen sexuelle Freiheit geben. Der Preis ist in vielen Fällen hoch: Das Gefühl, spontan Lust, Gier und sexuellen Trieb zu empfinden, was man ja Männern (die nicht hormonell geplättet sind) als genuin zuschreibt, kennen viele Frauen unter der Pille nicht. Sie haben auch Sex, doch müssen sie sich unter der Pille stärker dazu motivieren; es ist weniger der körperliche Trieb als eine Kopfentscheidung, für die sie bewusste Impulse benötigen oder äußerliche Stimuli. Erst nach dem Absetzen der Pille spüren Frauen oft sexuelles Begehren, das einfach als Bauchgefühl ganz ohne Trigger entsteht. Die Pharmaindustrie liegt also mit im Bett und hemmt die triebgesteuerte sexuelle Selbsterkundung, die gerade die Pille doch eigentlich erst ermöglichen sollte.
Sex und Lust haben ohne Pille eine ganz andere Dimension als unter hormoneller Verhütung. Viele erleben sogar komplette Lustlosigkeit, also einen Verlust ihrer Libido, Depressionen, Ängste, Antriebslosigkeit. Die Pille, das Symbol sexueller Befreiung der Frauen, aber auch in vielen Fällen die Hormonspirale verkommen in der Realität der Betroffenen zu einem chemischen Keuschheitsgürtel. Darüber spricht man aber nicht. Forschungsstudien zur Pille für den Mann wurden übrigens unter anderem genau wegen solcher psychischer Nebenwirkungen wie Libido-Verlust und Depressionen abgebrochen.
Eine Frau, die die Pille nimmt, verändert ihren Körpergeruch, nimmt auch den Duft ihres potentiellen männlichen Sexpartners anders wahr als ohne Pille. Der Duft der Haut und unserer Duftdrüsensekrete ist dafür entscheidend, ob man sich gut riechen kann. Ist das so, landet man, wenn es gut läuft, miteinander in der Kiste, und wenn es besonders gut läuft, wird man ein Paar und bekommt gesunde Nachkommen.
Unser Körperduft wird von unserem individuellen Bakterienzoo auf der Haut geprägt und transportiert zugleich chemische Signale mit Informationen über unsere Genetik, die Blutgruppe und das Immunsystem. So erschnuppern wir auf biochemische Weise, ob der potentielle Partner zu unserem Erbgut passt, damit in diesem evolutiven Spiel unsere Nachkommen stark und robust werden.
Doch was passiert, wenn Sie unter Einnahme der Pille den Mann Ihres Lebens kennenlernen, liebe Damen? Dann riecht er eine Frau unter der Pille, denn Sie sondern Pillenduft ab, aber auch Sie nehmen ihn nur durch eine pillengeprägte Nase wahr. Wie groß der Einfluss von Hormonen auf die Duftwahrnehmung ist, wissen alle, die mal schwanger waren. Haben Sie nun ein paar Jahre mit ihrem Partner gelebt und geliebt, kommt es vielleicht zu dem Punkt, dass Sie sich sagen, ja, jetzt will ich mit ihm Kinder haben, und Sie setzen die Pille ab. Und dann, was passiert?
Womöglich können Sie ihn nicht mehr riechen. Und er Sie nicht. Weil Sie jedoch bereits sozial aneinander gebunden sind, heiraten Sie dennoch. Mag der durch die Pille veränderte Duft der Haut vielleicht ein Grund für die hohen Scheidungsraten heutzutage sein?
Pillen, aber auch der Verhütungsring und die Hormonspirale enthalten künstliche Geschlechtshormone. Sie sorgen für konstante Hormonspiegel im Körper und beeinflussen die Regelmechanismen übergeordneter Steuerhormone im Gehirn. Schwangerschaftsverhütung erfolgt somit darüber, dass der Eisprung unterdrückt oder auch nur der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut für die Einnistung eines befruchteten Eis gehemmt und der Schleim am Muttermund verdickt wird, so dass Spermien nicht reinkommen.
Dabei sind hormonfreie Alternativen neben Kondomen auf dem Markt. Viele kennen die Kupferspirale. Sie setzt Kupfer-Ionen frei, die die Spermien lahmlegen auf ihrer Reise vom Penis zum Ei und lösen an der Schleimhaut der Gebärmutter eine leichte Irritation aus, die es einem doch aus Versehen befruchtetem Ei unmöglich macht, sich einzunisten. Noch viel zarter und auch bei Jugendlichen schon möglich sind ein kleines Kupferkettchen, das gleich einem Piercing in der Gebärmutter eingehängt wird, und auch ein Kupfer-Perlen-Ball, der einem Wollknäuel mit Perlen gleich einfach in den Uterus hineingeschoben wird. Eine nebenwirkungsarme, sichere Alternative. Liebe Frauen, denken Sie mal darüber nach, Ihre Libido könnte es Ihnen danken.
Dreimonatsspritze
Als Langzeitalternative zur herkömmlichen Antibabypille steht die Dreimonatsspritze zur Verfügung, bei der das lästige "Merken-Müssen" wegfällt. Sie enthält ein Gestagen, das dem körpereigenen Gelbkörperhormon ähnlich ist und das durch die langsame, aber ständige Freisetzung den Eisprung zwölf Wochen lang verhindert. Gespritzt wird entweder in einen Muskel der Hüfte oder des Oberarms, ähnlich wie bei einer Schutzimpfung. Leider sehen wir in der Langzeitanwendung eine relative Unzufriedenheit von ca. 50 %. Deshalb können wir die Dreimonatsspritze nicht empfehlen.
Hormonimplantat
Die jüngste Innovation auf dem Sektor der hormonellen Verhütung ist ein so genanntes "Verhütungsstäbchen" von der Größe eines Zündholzes. Es wird von der Ärztin in den Oberarm implantiert, von wo aus es drei Jahre lang durch regelmäßige Hormonfreisetzung einen Eisprung verhindert. Das Kunststoffstäbchen ist tastbar, aber nicht sichtbar, enthält kein Östrogen und kann jederzeit entfernt werden, wenn eine Schwangerschaft erwünscht ist. Leider sehen wir in der Langzeitanwendung eine relative Unzufriedenheit von ca. 50 %. Deshalb können wir das Implantat nicht empfehlen.
Vaginalring
Seit dem Frühjahr 2003 steht in Deutschland ein Vaginalring zur Verhütung zur Verfügung. Diesen flexiblen schmalen Ring legen Sie wie einen Tampon selbst in die Scheide ein und entfernen ihn nach drei Wochen Liegedauer auch wieder selbst. Er gibt Hormone an die Schleimhaut ab und wirkt so empfängnisverhütend. Nach einer Woche Pause, in der üblicherweise Ihre Regelblutung einsetzt, wird der nächste Ring eingelegt. Auch diese Methode hat den Vorteil, dass nicht täglich an die Verhütung gedacht werden muss und etwa bei Erbrechen der Schutz der vorher eingenommenen Pille fragwürdig ist. Auch auf Reisen in ferne Länder ist die Anwendung sicherer und einfacher. Nach unserer Erfahrung sind 50 % aller Anwenderinnen mit dem Nuva Ring dauerhaft zufrieden.
Verhütungspflaster
Verhütungspflaster Im August 2003 ist von dem Pharmaunternehmen Cilag Jannsen Evra® als erstes Verhütungspflaster zugelassen. Das Verhütungspflaster enthält wie die Pille ein Östrogen und ein Gestagen, die den Eisprung unterdrücken und so vor einer ungewollten Schwangerschaft schützen. Nach unserer Erfahrung sind ca. 60 % aller Anwenderinnen mit dem Evra Pflaster zufrieden. Deswegen verschreiben wir das Pflaster eher als Mittel der zweiten Wahl.
Hormonspirale
Anders funktionieren dagegen Hormonspiralen, die alle Vorteile von IUP und Pille in sich vereinen.Während klassische Kupferspiralen durch ständige Reizung der Gebärmutterschleimhaut dafür sorgen können, dass sich ein befruchtetes Ei nicht einnisten kann, beruht die empfängnisverhütende Wirkung der Hormonspirale auf der lokalen Freisetzung des Hormons Levonorgestrel, eines Gestagens, das auch in vielen Pillentypen eingesetzt wird. In der Folge verdickt sich der Schleimpfropf im Gebärmutterhals, wodurch die meisten Spermien nicht mehr in die Gebärmutter vordringen können. Dennoch aufsteigende Spermien werden in ihrer Funktion gehemmt. Schließlich findet nur noch ein schwaches monatliches Wachstum der Gebärmutterschleimhaut statt, was die Eizelle an einer Einnistung hindert.
Komplikationen treten bei der Hormonspirale eher selten auf. In den ersten Monaten kann es zu Begleiterscheinungen wie Kopfschmerzen, Brustspannen, Stimmungsschwankungen oder Zwischenblutungen kommen. Doch die positiven Aspekte überwiegen: Im Gegensatz zu normalen Spiralen, die die Monatsblutung eher verstärken, vermindert sich der Blutfluß durch die lokale Hormonwirkung. Auch die erhöhte Infektionsgefahr - eine unangenehme Nebenwirkung der Spirale - wird beseitigt. Gleichzeitig ist die Hormonspirale so sicher wie die meisten Antibabypillen, mit dem Unterschied, dass dem Körper weit weniger Hormone zugeführt werden. Ob die Hormonspirale auch für Frauen geeignet ist, die noch kein Kind geboren haben, sollte in einem Gespräch entschieden werden. Die Wirkung auf den Körper ist in jedem Fall reversibel: Sobald die Spirale entfernt wird, ist die Fruchtbarkeit wiederhergestellt. Nach unserer Erfahrung sind 60 % der Anwenderinnen dauerhaft zufrieden.
Es gibt momentan 3 verschiedene Hormonspiralen:
Jaydess:
-keine Anwendungsfehler durch Vergessen (z. B. der Pilleneinnahme), Zeitverschiebung oder
Medikamenteneinnahme möglich.
-keine Beeinträchtigung der Sicherheit durch Erbrechen oder Durchfall.
-Pearl-Index: 0,33
-Östrogenfrei
-minimale, lokale Gestagenabgabe
-der natürliche hormonelle Zyklus mit monatlichem Eisprung bleibt erhalten
-zuverlässige Verhütung für 3 Jahre
-die monatliche Blutung wird meist kürzer und schwächer
-mit Jaydess können auch Frauen verhüten, die noch kein Kind geboren haben, wenn andere zuverlässige Methoden nicht in Frage kommen.
Kosten Jaydess: für die Spiralen-Einlage 200€, Kosten Spirale ca. 174€ Insgesamt: ca. 374€
Kyleena:
-sehr hohe Verhütungssicherheit mit einem Pearl-Index von 0,29
-zuverlässige verhaltensunabhängige Verhütung über 5 Jahre
-keine anwendungsfehler wie Vergessen oder zu späte Anwendung möglich
-keine Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
-keine Beeinträchtigung der Verhütungssicherheit durch Magnen-Darm-Probleme wie Erbrechen oder Durchfall
-verhütende Wirkung in der Gebärmutter
-Östrogenfrei
-Der Eisprung und damit der natürliche hormonelle Zyklus der Frau bleibt erhalten.
-Monaltliche Blutungn werden meist kürzer und schwächer sowie schmerzärmer und seltener bis dahin, dass unter Umständen gar keine Monatsblugungen mehr auftreten.
Kosten Kyleena: für die Spiralen-Einlage 195€, Kosten Spirale ca. 210€ Insgesamt: ca. 405€
MIRENA / LEVOSERT
-Verhütung, die nicht spürbar ist
-Östrogenfrei
-Minimale, lokale Gestagenabgabe
-Der natürliche Zyklus mit monatlichem Eisprung bleibt weitgehend erhalten
-Keine Anwendungsfehler durch Vergessen (z. B. bei der Pilleneinnahme) oder Zeitverscheibung möglich
-Keine Beeinträchtigugn der Sicherheit durch Erbrechen oder Durchfall
-Peral-Index: 0,2
-Zuverlässige Verhütung für 5 Jahre
-Die Menstruation wird meistens kürzer, schwächer oder weniger schmerzhaft
Kosten Mirena: für die Spiralen-Einlage 200€, Kosten Spirale ca. 192€ Insgesamt: ca. 392€
Kosten Levosert: ca. 350.-
Die "Pille danach"
Bei der "klassischen" Variante der "Pille danach", einer Kombination aus Östrogen und Gestagen, müssen die ersten beiden Tabletten innerhalb von 48 Stunden nach der Verhütungspanne geschluckt werden, die restlichen zwei dann zwölf Stunden später. Die Pille danach, die als Wirksubstanz Levonorgestrel enthält und seit einiger Zeit angeboten wird, kann bis 72 Stunden nach dem Verkehr eingesetzt werden. Häufigkeit und Intensität der Nebenwirkungen sind dabei wesentlich geringer, die Erfolgsquote ist mit 95 Prozent (binnen zwölf Stunden) und 58 Prozent (binnen 72 Stunden) sehr hoch. Hat sich das Ei bereits eingenistet, kann allerdings auch der nachträgliche Hormonschub nichts mehr ausrichten.
Die Pille, die den Wirkstoff Ullipristal enthält (Ella One) kann bis 5 Tage nach dem Verkehr eingenommen werden und bietet einen sehr hohen Schutz. "ellaone.com"